Mercys Raum

Man sitzt aber nicht bloβ auf der Bank. Es ist mehr als sitzen, weil diese Bank mehr als eine Bank ist. Natürlich sieht sie aus wie jede andere Bank hier im belaubten Park: sie hat vier Beine aus Eisen und zwei Armlehnen aus Eisen und einen eisernen Sitzplatz. Aber hauptsächlich ist es kalt auf der Bank zu sitzen. Man bummelt rund um den Park und die Sonne scheint und man sagt zu sich selbst, „Ach, je, vielleicht setze ich mich auf diese sonnige Bank in der sonnigen Sonne um mich zu sonnen und sonnig zu sein.“ Und man setzt sich da hin und findet jedoch, dass die Sonne noch scheint aber sie scheint nicht so sonnig zu sein wie früher. Und obwohl es früher Frühling war, fühlt man die Flucht seiner Freude und des Friedens und das schleichende Festmachen der Furcht. Und die Bank streckt sich so lang, dass, wo sich nur zwei Leute hinsetzen konnten, man jetzt Armeen von Menschen hinstellen könnte. Und tatsächlich, mit jedem Zwinkern der Augen setzt sich jemand neben Sie, jemand der mehr als Sie weiβ, oder mehr als Sie macht, oder es besser macht oder es besser weiβ oder besser tanzt oder besser singt oder besser küsst oder besser zuhört als Sie, oder besser aussieht, oder bessere Fragen fragt, oder länger leben wird. Die Panik überfällt Sie sicher wie jene Flutwelle, bringt Sie zum Rand der Verzweiflung. Alle ihre Schwächen, Lebensfehler, und ihr Bedauern drücken Sie runter, und nur mit urzeitlicher Kraft können Sie sich von der dämonischen Bank erheben.

Sofort kehrt der Sonnenschein zurück und es ist wieder Frühling. Die Bank steht noch da, ein stiller Platz für eine Ruhepause – jedenfalls denkt man das. Im sonnigen Park wo man bummelt ist das Leben etwas Wunderbares. Aber nicht hinsetzen, sonst geht die Sonne weg.
Exits: